Verlieren lernen – eine wichtige Lektion fürs Leben


Kinder im Duell
foto: ©Erkan Şibka – FlickR

Im Schulsport beim Fußball oder beim Basketball kommt dieses Wettkampfdenken auf : zwei Mannschaften treten gegeneinander zum Ballsport an und das Ziel, den Gegner auszuschalten, um zu gewinnen, ist hier im Schulsport besonders ausgeprägt. Mitunter macht man bei der Teamauswahl die Beobachtung, dass sich gewisse Individuen als Alphatiere herauskristallisieren. Der Rest gehört scheinbar auf sportlicher Ebene zu den Gefolgsleuten, die dem Star der Mannschaft unterstützen sollen. Verliert das Team, fallen die Vorwürfe letztendlich aber nicht auf die anderen, sondern auf die eigene Leistung. Hätte ich ein besseres Stellungsspiel zeigen sollen? War ich zu lauffaul oder wenig engagiert? Selbstkritische Fragen tauchen bei jedem Menschen im Laufe des Lebens auf und können durch äußere Einflüsse sogar hemmend für die Entwicklung sein. Doch wie lernt das Kind, richtig mit Niederlagen umzugehen? Kann man Verlieren lernen oder sollte alles daran getan werden, damit keine Niederlagen aufkommen?

Erwartungshaltung der Eltern

Ich halte mir immer wieder die Filmszenen von Black Swan vor Augen, in denen die Mutter ihre Tochter Nina Sayers, wunderbar gespielt von Natalie Portman, zur Perfektion geradezu vorantreibt und sie davon abhält, auch nur ansatzweise in Kontaktnähe mit Männern zu treten. Ein scheinbarer Fehler, der bei der Mutter zur Schwangerschaft führte und ihre Tanzkarriere zunichte machte. Die eigenen Fehler beim Kinder vermeiden – ist das der erstrebenswerte Weg? Dafür sollte man sich erst mal vor Augen halten, ob die eigenen schlechten Erfahrungen wirklich so schlecht sind oder das Empfinden des Negativen durch die Erwartungshaltung von außen geprägt ist. Sehr gut lässt sich die Erwartungshaltung der Eltern bei Schulnoten beobachten. Während Eltern schon über eine 2 in Mathe glücklich sind, reagieren strengere Eltern bei einer 1- mit einigen Fehlern schon lauthalsiger und strenger. Es ist das typische Beispiel einer autoritären Erziehung mit Drill zur Perfektion. Diesen Kindern wird schon früh eingeimpft, nicht zu verlieren. Denn verlieren ist angeblich schlecht, macht einen schwach.

Verlieren als Lektion und wichtige Erfahrung

Doch die eine oder andere Niederlage muss nicht zwangsweise negativ sein, sondern kann für die Entwicklung sogar lebensnotwendig und förderlich sein. Verlieren lernen ist ein lebenslanger Prozess, der sich durch das Leben hindurchzieht. Wladimir Klitschko musste zwei Niederlagen einstecken, um seine Lebensweise und sein Training noch zu verbessern. Die DFB Elf musste unfreiwillig mehrere schmerzvolle WM Niederlagen verdauen, um ihr Spiel so zu verbessern. Auch Gewinner haben im Laufe ihres Lebens durch schmerzvolle Erfahrungen dazu gelernt und sich neu erfunden.

Was heißt es für die Erziehung? Zu allererst sollten sich Eltern stets vor Augen halten, dass kein Kind freiwillig verliert. Und wenn das Kind in einer Disziplin scheitert und an der Niederlage leidet, macht es wenig Sinn, das Kind als untalentiert, unfähig zu beschimpfen oder gar die Enttäuschung auszudrücken, wie es bei der einen oder anderen Erziehungsform der Fall ist. Die Herausforderung für die Eltern liegt hierin, dem Kind den Freiraum zu geben, selbstkritisch mit der Niederlage umzugehen. Auf proaktiver Ebene bedeutet das: Zuhören, miteinander reden, motivieren! Verlieren lernen heißt auch miteinandere interagieren.

foto:  ©Erkan Şibka – FlickR


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