Autoritäre Erziehung mit strengen Regeln sinnvoll für die Kinderentwicklung?


Eltern sein
foto: ©Aplomb – FlickR

Wir stellen die Entwicklung eines 4-jährigen Kindes in der westlichen Welt vielleicht folgendermaßen vor: Es genießt die Freiheit in seiner Umgebung, das Kind entdeckt mit seinen Augen die Welt, träumt, läuft in der freien Welt umher und spielt vielleicht mit anderen Kindern. Das Kind kommt in den Kindergarten und irgendwann kommt Wehmut auf, weil das Kind mit 6 oder 7 Jahren eingeschult wird und möglicherweise einen Teil seiner Freiheit verliert. Verpflichtungen wie Lesen, Schreiben, Rechnen, sich mit anderen Schulkindern messen und Leistung bringen sind mit einem gehörigen Schub an Pflicht und Disziplin gebunden. Auf der anderen Seite der Erde ist dieses Bild nicht ganz unüblich: Das Kind lernt mit 2 Jahren Lesen und Schreiben, spielt schon mit 2 Jahren Piano, liest mit 4 Jahren ausländische Literatur und muss in der Schule Bestnoten nach Hause bringen. So eine strenge und autoritäre Erziehung wird nicht nur in China, sondern in weiten Teilen Asiens und in Ansätzen in der westlichen Welt praktiziert.

Gehorsam und kreative Freiheit – in der autoritären Erziehung denkbar?

Die amerikanische Juraprofessorin Amy Chua hat chinesische Wurzeln und gehört zu den Vertretern der autoritäten Erziehung. Ihre Meinung hier im Interview auf Spiegel lautet eindeutig: „Zwang funktioniert“ . Hierbei wurden ihren Kinder Sophia und Lulu Hobbies aufgezwungen, von denen sie der Meinung war, dass ihre geistige Entwicklung im besonderen Maße gefördert werden. Klavier und Geige spielen, Bestnoten nach Hause bringen (keine 2+ ,1- ), nicht bei Freunden übernachten dürfen – das sind nur einige wenige von viele Erziehungsmethoden, die bei Erziehungswissenschaftlern auf Unverständnis stoßen. Allerdings sollte Kritik nur haltbar sein, wenn die Kinder unter dieser Entwicklung leiden. Zwar wurden die Kinder gedrillt! Doch daraus entwickelten sich musikalische Talente, die nach jahrelangem Üben Wettbewerbe gewonnen haben. Nach Ansicht von Amy Chua, ist der Schlüssel zum Erfolg verbunden mit härtester Arbeit und Anstrengung . Das Gefühl der Trägheit wäre hiernach ein Hindernis auf dem Weg nach oben und Kreativität ist ihrer Meinung nach gegeben, weil die Kids auf Reisen gehen, mit ihr die Museen besuchen. Doch ist das die Kreativität, die das Interesse eines Menschen und seine Selbstbestimmung in eine bestimmte Richtung locken? Eine intrinsische Lernmotivation ist das eigene Bestreben, aus eigener Motivation und Neugier, Lernziele und wünschenswerte Bestrebungen herbeizurufen. Das ist bei den Kindern Sophia und Lulu in dieser Form nicht in der Form gegeben, wie man sie kennt.

Hier ist ein Video, wo sie auf Channel 4 News ihre Erziehungsmethoden erklärt

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Zwei Welten, andere Mentalitäten

Asiatische Kultur

Betrachtet man die Arbeitsmoral der Asiaten, speziell der Japaner und Chinesen, fällt sehr schnell das Arbeitsverhältnis zu den Vorgesetzten auf. In Asien ist der soziale Status eine absolute Norm. Loyalität, Gehorsam und Fleiß sind Werte, die im Angestelltenverhältnis fast schon eine Selbstverständlichkeit darstellen und hitzige Diskussionen zwischen Chef und Angestellten sind bei Unstimmigkeiten weniger ausgeprägt im Vergleich zu westlichen Ländern. Hier zeigen sich die Resultate einer autoritäre Erziehung. Hier in Deutschland sind Jobwechsel, andere Perspektivmöglichkeiten und ein Aufstieg im finanziellen Rahmen ganz natürlich. Doch in Ländern wie Japan sind Aufstiegschancen mit Loyalität und Unternehmenserfahrenheit verbunden. Hier liegt auch in dieser Arbeitsauffassung die Erklärung darin, warum japanische Angestellte eine Entlassung nach mehreren Jahren im Angestelltenverhältnis gleichsetzen mit einem Gesichtsverlust! Europäische Angestellte zeigen sich hingegen unter Umständen auch geschockt, zeigen aber Offenheit und Flexibilität für neue Aufgaben und Herausforderungen und können in ihrem neuen Job die Chance auf einen Karriereaufstieg bewahren.

Welche Erziehung ist optimal?

Um diese Frage zu beantworten, muss man sich vor Augen halten, was eine perfekte Erziehung ist. Hier liegt die Besonderheit der Erziehung: die perfekte Erziehung gibt es nämlich nicht! Das Kind ist ein Individuum und Teil der Gesellschaft. Die Erziehung so zu gestalten, dass das Kind Leistung bringt, seine kreative Ader nicht vernachlässigt und im Umgang mit seinem sozialen Umfeld als Freund, Kamerad und wichtigen Begleiter betrachtet wird, fällt nicht nur in den Verantwortungsbereich der Eltern.

Auch Geschwister, Freund, Lehrer und Bekannte formen die eine Person. Strenge Erziehung durch Leistungsvorgaben sind gut und sehr wünschenswert, sofern das Potential der Kinder rechtzeitig erkannt und gezielt gefördert wird. Denn auch Kinder aus reichen Familien leiden unter Wohlstandsverwahrlosung, wenn ihnen neben schulischen Leistungen keine Anforderungen gestellt werden. Das Beste aus einem Kind herauszuholen gehört zur absoluten Pflicht der Eltern! Und da sind manchmal auch autoritäre Erziehungsmethoden sehr gefragt. Wer das Kind mit Samthandschuhen anfasst, tut ihm keinen Gefallen. Ein Kind muss Niederlagen, bittere Momente, Fehlentscheidungen und schmerzvolle Momente miterleben. Das gehört zu einer gesunden Entwicklung dazu – und das weit über einer autoritäten Erziehung.

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